Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 20. Dezember 2021
Wenig Samen und Baumfrüchte im Wald – viele Besucher am Futterhaus. Dieser Effekt könnte sich bei der kommenden „Stunde der Wintervögel“ bemerkbar machen. Vom 6. bis zum 9. Januar 2022 laden der NABU und sein bayerischer Partner, der LBV (Landesbund für Vogelschutz), wieder zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion ein. Jeder und jede ist aufgerufen, eine Stunde lang Vögel zu zählen und sie dem NABU zu melden.
„Wir haben in den vergangenen Wochen einen starken Durchzug von Bergfinken, Eichelhähern und Ringeltauben registriert. Die Vögel ziehen aus Nord- und Osteuropa nach Süden und Westen – also auch zu uns nach Deutschland. Das tun sie vermehrt, wenn es beispielsweise nicht genügend Bucheckern oder andere Baumfrüchte im Brutgebiet gibt“, so Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. „Wir erwarten daher, dass es zur ‚Stunde der Wintervögel‘ viel zu beobachten geben wird. Vögel kommen häufiger auf Nahrungssuche in unsere Gärten, wenn das Angebot in den Wäldern knapp ist.“
An Futterhäuschen, -säule oder Knödelspender im Garten oder auf dem Balkon lassen sich Vögel am einfachsten beobachten. „Mit der Fütterung beginnt man am besten schon vor dem ersten Schnee, damit sich die Vögel an den Platz gewöhnen“, erklärt Brecht. Allerdings sollte man die Fütterung nicht mit effektivem Schutz bedrohter Vogelarten verwechseln, da von ihr eher weniger bedrohte Arten profitieren. Der NABU empfiehlt das Füttern daher eher zur Naturbeobachtung und Umweltbildung. „Wer Vögel schützen möchte, sollte Garten und Balkon naturnah gestalten und heimische Sträucher wie Pfaffenhütchen, Vogelbeere, Liguster oder Heckenrose pflanzen. Abgeblühte Samenstände von Stauden und anderen Blühpflanzen sollten über den Winter als natürliches Vogelfutter stehen bleiben“, so Brecht weiter. Vögel fühlten sich besonders wohl, wenn im Garten zudem etwas Wildnis zugelassen und ganz auf Gift und Kunstdünger verzichtet wird.
Bei der vergangenen großen Vogelzählung im Januar 2021 beteiligten sich über 236.000 Menschen. Insgesamt gingen Meldungen aus 164.000 Gärten und Parks ein. Allein in Brandenburg meldeten 10.521 Vogelfreunde aus über 6.873 Gärten rund 28.9513 Vögel. Der Haussperling ergatterte damals den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Deutschlands Gärten.
Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion und findet bereits zum zwölften Mal statt. Wer mitmachen will, beobachtet eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park und meldet die Ergebnisse dem NABU. Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl Vögel notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen ist. Die Beobachtungen können per App unter www.NABU.de/vogelwelt, unter www.stundederwintervoegel.de oder unter www.NABU.de/onlinemeldung bis zum 17. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 8. und 9. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet.
Für die „Schulstunde der Wintervögel“ vom 10. bis 14. Januar bietet die NAJU auf www.NAJU.de/sdw Zählkarten, eine neue Broschüre mit Aktionsideen für Lehrende und einen Wettbewerb zu „Spuren im Schnee“ für Kindergruppen und Schulklassen an. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die NABU-Auswertung ein.
Wohin uns auch unsere Wege führen werden. Die Blaue Holzbiene wird auch weiterhin von den Wundern der Natur und den Menschen, die sie schützen, berichten.
Ich wünschen allen Leserinnen & Lesern ein beschauliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins kommende Jahr.
Die Igelritter Elstal blicken auf ihr erstes Jahr zurück, 87 Igel haben sie in der Zeit gerettet
Text & Fotos von Silvia Passow
Wustermark/OT Elstal. Da tauchte im Herbst letzten Jahres dieser hilflose Igel auf und Alexandra Livet stellte sich die Frage, wie dem Stachelritter helfen. Sie suchte Hilfe. „Doch auf allzu viel Angebote stieß ich dabei nicht“, erinnert sie sich zurück. Livet begann sich in Sachen Igel-Pflege zu bilden und als würde sich das Herumsprechen, trat kurz darauf der zweite Igel in ihr Leben. Ein Jahr ist das nun her, inzwischen hat Livet ihre Initiative „Igelritter“ gegründet, der sich vier ehrenamtliche Igel-Pflegerinnen angeschlossen haben. Gemeinsam haben sie das Schicksal von 87 Igeln zum Besseren gewendet. Livet erklärt, wie gefährlich die moderne Welt im Havelland für Igel ist. Da sind zum einen die fehlenden und knapper werdenden Lebensräume. Straßen und Autos gehören zu den potentiellen Gefahren. Die deutsche Wildtierstiftung schätzt, ein halbe Million Igel sterben jährlich auf unseren Straßen. Im englischen heißt der Igel Hedgehog, was so viel wie Heckenschwein bedeutet. Ein Name der bereits viel über den bevorzugten Lebensraum verrät. Doch außerhalb der Ortschaften werden sie immer seltener, die Sträucher und Hecken in denen Igel nisten können. Sie folgen den Menschen in ihre Gärten und Parkanlagen, weshalb sie auch als Kulturfolger bezeichnet werden. Doch gerade in ihren Gärten haben Menschen oft das was Livet einen „Aufräumfimmel“ nennt.
Mut zum weniger ordentlichen Garten
Der eifrige Gärtner schneidet derzeit die Stauden herunter, harkt das Laub ein oder schlimmer noch, pustet es mit dem Laubbläser davon. Weder der Igel hat noch die Möglichkeit sich ein Winterquartier zu suchen, auch seine bevorzugte Nahrung, Insekten, kann so den Winter nicht überstehen. Laubbläser pusten nicht nur das wärmespendende Laub weg, sie töten auch die Insekten.
Lebensräume und Nahrungsangebote werden knapper
Vom Insektensterben, zumindest bei den Fluginsekten, wissen wir seit der Veröffentlichung der Krefelder Studie. In dieser Studie war ein Rückgang von 76-82 der Fluginsekten-Biomasse im Zeitraum von 1989 bis 2016 nachgewiesen worden. Pflanzenschutzmittel tun ihr Übriges, töten entweder die Nahrung der Igel oder sie selbst, indem sie die Pestizide mit den Insekten fressen. Jetzt im Herbst sind es überwiegend zu kleine Igel, deren Gewicht nicht für den Winterschlaf ausreicht, die bei Livet und ihren Mitstreitern landen. Igel halten Winterschlaf, weil das natürliche Nahrungsangebot im Winter nicht ausreicht. Dabei verlieren sie 20-40 Prozent ihres Körpergewichts. Ein gutes, fettes Startkapital für den Winterschlaf ist also unerlässlich. Igel, die Mitte November weniger als 500 Gramm auf die Waage bringen, gehen mit zu wenig Reserven in den Winterschlaf. Sie werden als hilfsbedürftig eingestuft.
Igel päppeln als Gemeinschaftsprojekt
11 Igel päppelt Livet gerade in ihrem Haus in Elstal. 27 Igel haben die Igelritter Elstal derzeit insgesamt in Pflege. Zu kleine Igel, verletzte Tiere oder wie Otto, eingeschränkt durch eine Behinderung. Otto ist blind, bringt 540 Gramm auf die Waage und gehört zu Livets Schützlingen im Haus. Dazu kommen diverse Igel, für die die Naturschützerin diverse Igel-Unterkünfte in ihrem Garten angelegt hat. Ein Spaziergang durch den naturnahen Garten ist ein bisschen wie Ostereiersuchen. Statt Schoko-Eier gibt es unter fast jeden Busch ein Igel-Haus. Jedes ein Unikat, gebaut aus Holz, Ziegel, Dachschindeln, was halt so da ist, sagt Livet. Um sie herum blühen die Astern, abgeschnitten ist hier nichts und während sich andere Leute das Laub abfahren lassen, ließ sie sich zwanzig Säcke von der Gemeinde anliefern. Livet zeigt auf die Löcher im Zaun, wichtig, damit die Igel gefahrlos von einem Garten in den nächsten wechseln können. Neben den Igelunterkünften Marke Eigenbau kann man hier viele verschiedene Vogelhäuschen und ein eindrucksvolles Insektenhotel bestaunen. Unnötig zu erwähnen, dass Livet keine Pflanzenschutzmittel einsetzt. „Wenn Blattläuse da sind, kommen die Marienkäfer“, kommentiert sie Vorgänge im Garten. Sie schwärmt von den vielen unterschiedlichen Insekten, die sich in ihrem Garten tummeln. Auf Nachfrage zeigt sie ihren Garten gern. Besonders Kinder haben Freude am Entdecker-Garten, sagt sie, der so viel mehr Abenteuer zu bieten hat als Rutsche und Schaukel auf raspelkurz gemähter Wiese.
Schlimmste Verletzungen durch Trimmer und Rasenroboter
Das häufige Rasenmähen, auch schlecht für die Insekten. Ganz schlimm sind die Mähroboter. Sie häckseln mit dem Gras gleich Käfer, Würmer und Schnecken und sie verstümmeln Igel, die in Hecken schlafen. Solche Geräte sollten, wenn schon nicht darauf verzichtet werden kann, nur am Tag zum Einsatz kommen, sagt Livet. Die verletzten Tiere werden oft gar nicht bemerkt, die Besitzer der Maschinen sehen nicht, was diese anrichten. Schlimme Verletzungen kennt Livet auch durch die Nutzung von Rasentrimmern und Motorsensen. Tödliche Fallen können Gruben und Kellerschächte sein. Die Tiere stürzen hinein und kommen nicht mehr hinaus, gleiches gilt für Pools. Ausstieghilfen können hier lebensrettend sein. Wer im Herbst Laub und Holz liegen lässt, um es im Frühling zu verbrennen, sollte den Haufen vorher ordentlich durchsehen. Sonst kann aus dem Osterfeuer schnell ein Scheiterhaufen für Igel, Spitzmaus und Wildkaninchen werden.
Wann braucht der Stachelpelz Hilfe?
Was tun, wenn der Igel vor dem Haus sitzt? Erst mal vergewissern, braucht das Tier Hilfe? Ein 500 Gramm schwerer Igel ist in etwa so groß wie eine durchschnittliche Mango. Igel, die sich am Tage blicken lassen, können hilfsbedürftig sein. Verletzte Tiere ohnehin. Rollt der Igel sich nicht ein kann das ebenfalls ein Hinweis auf Hilfsbedürftigkeit sein. Igel mit Handschuhen oder in waschbaren Stoff gewickelt vorsichtig aufnehmen. Einen wildtierkundigen Tierarzt aufsuchen. Der Tierarzt ist immer die erste Wahl, sagt Livet, denn auch die Igelritter suchen immer ärztliche Hilfe auf. Den Igel dann in sachkundige Hände zur Pflege geben. „Igel sind keine Haustiere“ sagt Livet. Und die Mitnahme von Wildtieren muss auch immer gut begründet sein. Die Tiere haben spezielle Ansprüche an Futter und Pflege. Ziel ist immer die Auswilderung, sagt Livet. Und auch dafür braucht es eine artgerechte Umgebung.
Kleine und große Helden
Die Igelritter tragen ihren Namen in Anlehnung an die auch Stachelritter genannten Igel. Und weil sie selbst mit Ritterherz sich der Igelpflege angenommen haben. Die Ehrenamtlichen freuen sich über Unterstützung, weitere Pflegestellen, Auswilderungsgärten sind willkommen. Sonstige Möglichkeiten der Unterstützung sind auf der „Amazon-Liste“ der Igelritter einzusehen. Besuchen kann man die Igel auch auf Facebook und bitte nur dort. Die Igel befinden sich in Pflege, weil sie Hilfe benötigen. Die nachtaktiven Tiere sollen nicht zu sehr an die Menschen gewöhnt und schnellstmöglich in die Freiheit entlassen werden.
Neben den Igelrittern kümmern sich auch die Wildtierrettung Berlin-Brandenburg, die Tierrettung Potsdam, der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland um hilflose Igel. In Falkensee pflegt Martina Exner seit mehr als 40 Jahren Igel, auch sie steht mit Rat und Tat zur Verfügung, wenn es um die kleinen Stachelritter geht.
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